Wenn wir uns heute auf der Suche nach Fastnachts- und Fastelovendsbräuche unserer Vorväter umschauen, dann finden wir wenig Anhaltspunkte. Von den wenigen Erinnerungen, bezogen auf Bensberg und das unmittelbare Umland ließe sich folgendes berichten. So gilt als einigermaßen als sicher, das die eigentliche Fastnacht in unserer Gegend nur am Dienstag vor Aschermittwoch gefeiert wurde. Dann zogen Maskierte singend von Haus zu Haus und von Hof zu Hof, begleiten ihren Gesang mit "Rummelspötten" und erhielten dafür von den Leuten eine "Belohnung". Dazu sangen sie den Liedvers: "Goden Dag, goden Dag, goden Ovend, he kütt der Fastelovend". Ein anderer Fastnachtsbrauch war es, das die Kinder, meistens aber Jungens, sich das Gesicht mit Ruß schwärzten, und so Kinder und Frauen zu erschrecken. dieser Brauch gehört zu den einfachen, unserer Zeit kaum noch zu vermittelnden Fastnachtsfreuden. Die zu erwartende Belohnung war im Prinzip das Einsammeln von Lebensmittel und Speisen bei den reicheren und besitzenden Bewohnern eines Ortes, der ursprünglich den Armen und Notleidenden vorbehalten war. Dieser Umzug der Kinder und Jugendlichen wurde auch "Heisch Umgang" genannt. Vielleicht ist das hier hierzulande übliche Martinssingen nach den Martinszügen noch ein Überbleibsel aus der Zeit der alten Fastnachtsbräuche. Das diese alten Fastnachts- und Faschingsbräuche heute in Vergessenheit geraten sind, führe ich auch darauf zurück, das wir hier im Kölner Umland, zu sehr die modernen Formen und Bräuche der Kölner Karnevals übernommen haben. Hier nun mal einen Blick über unsere unmittelbare Nachbarschaft hinweg, denn was sich früher unter dem Begriff "Fastnachtsbräuche" in deutschen Landen abgespielt hat, soll hier einmal an einigen Beispielen aufgezählt werden. In Köln war das Eselreiten ein vielbelachtes Gaudium, das lange überliefert wurde und in Köln alljährlich auf dem Alter Markt stattfand. Vor der Ostfassade des Rathauses tummelten sich die Maskierten, und ihre Versuche, sich auf dem Rücken des störrischen Esels zu halten, erzeugte viel Gelächter. Was Menschen als erheiternd und fröhlich empfinden, hängt zu einem erheblichen Teil von ihrem geistigen und kulturellen Entwicklungsstand ab. Viele Fastnachtsbräuche der Frühzeit stoßen uns daher heute nicht selten ab. Behinderte und Mißgebildete aller Art zu verspotten oder die persönlichsten Dinge anderen öffentlich preizugeben, galt in früherer Zeit als Quelle der Belustigung. So gab 1415 der Rat zu Stralsund der Bürgerschaft zu Fastnacht ein Schauspiel, das aus heutiger Sicht makaber erscheint. Man ließ dazu alle Blinden der Stadt auf dem Markplatz zusammen kommen, gab jedem eine Keule in die Hand und forderte sie auf, ein in ihrer Mitte getriebenes Schwein, damit totzuschlagen. Daß sich die Blinden dabei selbst gegenseitig übel zurichteten, trübte die allgemeine Freude an diesem Spektakel nicht im geringsten. Im Gegenteil, der Stadtschreiber urteilte abschließend das man "ein solch lachendes Fastnachtsfest in Stralsund bisher noch nicht erlebt hatte". Im Jahr vorher hatte der selbe Rat schon einmal ein "ergötzliches Spiel" zu Fastnacht geboten, indem er einen Menschen ohne Waffen gegen eine angebundene Katze zum Kampf antreten ließ und ihm, nachdem er die Katze tot gebissen hatte, zum "Katzenritter" ernannte. Sehr verbreitet waren früher in deutschen Landen (vornehmlich im Süddeutschen) die Rügebräuche gegen Frauen, die in aller Regel von einer Teilnahme an den Festabläufen ausgeschlossen waren. Z.B. auf der Straße wahllos aufgegriffen, mußten sie einen Pflug ziehen, wovon sie sich durch beliebig variierbare Gegenleistungen jedoch freikaufen konnten. Von umherstreifenden Rotten junger Burschen tätlich angegriffen, geschwärzt und nicht selter unsittlich attackiert, war das öffentliche Straßentreiben zur Fastnacht auch andernorts für sie keine ungetrübte Quelle der Freude. Die Spott- und Rügebräuche des Mittelalters ( 16.- bis 18. Jahrhunderts ) waren eine Art Volksjustiz und wurden von der Obrigkeit stillschweigend geduldet. In einigen deutschen Landschaften zogen junge Burschen als liederliche aufgeputzte Frauen durch die Straßen und boten somit ein Zerrbild des weiblichen Geschlechtes. Kein Wunder daß es den Kölnern in den ersten Jahren ihrer Karnevalsreform nach 1823 geraten erschien, Frauenrollen grundsätzlich mit Männern zu besetzen. Dabei ist es bei der "Kölner Jungfrau" bis heute geblieben. Bevor es in Köln zur Reformbewegung des Karnevals kam, die dringend geboten schien, war das Fastnachtstreiben in Köln aus den Fugen geraten. Hier die Aufzeichnung ins Tagebuch eines Kölngastes: Er war der königlich- bayerische Hofrat und Professor Albert Klebe, der sich seit September des Jahres 1800 zu einem mehrmonatigen Aufenthalt in Köln aufhielt schrieb zu Fastnacht 1801, folgendes nieder: "Alle Wirtshäuser ertönten von Musik und Gläserklang und dem Brüllen und Jauchzen des besoffenen Pöbels. Es trieb sich zu Tage zu Pferd und zu Wagen in scheußlichen Masken und abends auf den Maskeraden herum. Allein an diesen maskierten Personen beiderlei Geschlechts konnte man sehen, auf welcher niedrigen Stufe von Bildung und Geschmack das Volk von Köln noch steht". Es bestand kein Zweifel daran, das sich das Fastnachtstreiben in Köln zu Beginn des 19. Jahrhunderts im Niedergang befand. Der "rasende" Montag machte seinem Namen alle Ehre. Die Mißstände wurden mit der Karnevalsreform im Jahre 1823 beseitigt.
Die hier aufgeführten Beispiele wurden von mir über einen längeren Zeitraum zusammen getragen. Abbildungen stammen zum Teil aus dem Bildarchiv des Fastnachtsmuseums in Kitzingen, und anderen Quellen. X
Heischumgang: Auf Bensberg und das unmittelbare Umland bezogen gilt als einigermaßen sicher, das die eigentliche Fastnacht in unserer Gegend nur am Dienstag vor Aschermittwoch gefeiert wurde. Dann zogen Maskierte von Haus zu Haus und von Hof zu Hof, begleiteten ihren Gesang mit Rummelspötten und erhielten dafür von den Leuten eine "Belohnung". Dieser Umzug der Kinder und Jugendlichen wurde auch "Heisch Umgang" genannt. Die hier gezeigte Bilddarstellung (19. Jh.) zeigt Kinder mit sogenannten "Fastnachtsspießen" von Haus zu Haus ziehen und Heische-Sprüche oder Lieder vortragen. Dafür bekamen sie von den reicheren Bewohnern Lebensmittel und dergleichen geschenkt. (Bildquelle Deutsches Fastnachtsmuseum Kitzingen )
Rügebräuche gegen Frauen. (vornehmlich in Süddeutschland) Früher waren vielfach Frauen und Mädchen von der Teilnahme solcher Veranstaltungen ausgeschlossen. Frauen und Mädchen wahllos auf der Straße aufgegriffen, mussten sie einen Pflug ziehen, wovon sie sich durch verschiedene Gegenleistungen freikaufen konnten. Diese Spott- und Rügebräuche des Mittelalters waren eine Art Volksjustiz und wurden von der Obrigkeit stillschweigend geduldet.
1860 Eselreiten auf dem Alter Markt in Köln
Geisterzug. Am Samstag (Vorabend) vor Karnevalssonntag zogen früher Geisterzüge durch Köln. Mit Gerumpel und Gerümpel verscheuchten gespentisch maskierte Gestalten, die Peschfackeln trugen, die > bösen Geister <
Lustiger Umzug der Handwerkergesellen im mittelalterlichem Köln. Heutezutage nennt man solche Umzüge > Veedelszoch <. auch Stadtviertelszüge genannt.
Geisterzug in Bensberg
Einem alten Brauchtum folgend gab es im Jahre 1994 beginnend in Bensberg wieder einen Geisterzug. Spukhafte Gestalten im Fackelschein zogen vom ehemaliegen > Hexenhäuschen < aus mit Höllenlärm in die Innenstadt. Ausgerüstet mit Teufelsgeige und Rummelspott, gemischt mit Trillerpfeifen, Trommel, Preßlufthupe und Tamborin zogen die urigen Gestalten los um die Fußängerzone unsicher zu machen. Schillernde Namen, wie der Äetzebär, der Ippekrätzer, Teufel und Hexen, der Grimmes und Skelette anstelle der Clowns gab es zu bewundern. Eingeladen zu diesem Spektakel hatte der Brauchtumszirkel der Volkshochschule. Herbert Stahl, ließ es sich nicht nehmen den Geisterzug anzuführen. Es war ein anderer Festelovendszug - nämlich nach altbergischer Art um mit der Katzenmusik dem Winter zu Leibe zu rücken.
Skeletierte, totenbleiche Gestalten, Teufelsfratzen mit rotglühenden Hörnern, Hexen und Vampire und vieles mehr waren beim Geisterzug dabei.
1995 Geisterzug in Bensberg
1995 Geisterzug vom ehemaligen Hexenhäuschen bis Innenstadt von Bensberg.