Archiv für Brauchtumspflege im Engelbertturm vom Rathaus Bensberg auch Karnevalsmuseum Bensberg genannt. In seiner nicht erlahmenden Art auf der Suche nach historischen Quellen unserer Vergangenheit hat der inzwischen weit bekannte Heimatforscher und Buchautor zahlreicher Bücher, Willi Fritzen, eine einzigartige private Sammlung über das Brauchtum und den Karneval zusammengetragen. In über 50jähriger Kleinarbeit hat er unermüdlich Dokumente, Fotos, Liederhefte, alte Orden und vieles mehr gesammelt. Durch diese private Initiative konnte so eine zeitgeschichtlich bedeutsame Sammlung entstehen, um die ihn so manche Brauchtumsfreunde in anderen Städten beneiden. Auf Grund seines Forschungsdrangs gelang es ihm die Wurzels des Karnevals seiner Heimatstadt zu ermitteln. Der Beginn eines vereinsmäßig betriebenen Karnevals, und die Gründung der 1. Karnevalsgesellschaft in Bensberg fand im November 1873 statt. (Hierzu gibt es zahlreiche Belege) Als die Bensberger im Jahre 1979 > 75 Jahre Bensberger Karnevalszug <. feierten, überraschte er die Bürgerschaft mit zahlreichen Ausstellungsstücken anläßlich einer vielbesuchten Ausstellung in den Geschäftsräumen der heutigen Bensberger Bank. Im Jahre 1990 errichtete die KG Grosse Bensberger, unter ihrem damaligen Präsidenten Paul Falk, und unter dessen Federführung, im Engelbertturm ein Museum. Sein Name: "Archiv für Brauchtumspflege" Da der Großteil der dort gezeigten Exponaten die Bensberger Karnevalstradition heraus stellen trägt das Museum auch die Bezeichnung > Karnevalsmuseum <. Doch dies wäre zu kurz gegriffen, denn Brauchtumspflege beinhaltet nicht nur Karneval. Unter heimisches Brauchtum versteht man auch das beliebte Schörreskarrenrennen, Maifeiern, Pfingstsingen, oder Geisterzug, um nur einige zu nennen. Im Ordner: > Karnevalsmuseum 2 <. ( in dieser Homepage ) wurden bereits Formen dieses alten Brauchtums behandelt. So z.B. Mittelalterliche Fastnacht Heischumzüge zu Fastnacht Rügebräuche Geisterzüge Narrenvater Till Eulenspiegel Im Jahre 1993 übernahm das Senatsmitglied Willi Fritzen, die beiden Turmstuben im Engelbertturm um darin das "Archiv für Brauchtumspflege" einzurichten. Den Hauptteil der dort ausgestellten Ausstellungsstücke und Exponate sind vorerst noch eine Leihgabe aus der reichhaltigen Sammlung von Willi Fritzen, die später in einer Dauerleihgabe umgewandelt werden soll. Plakate, alte Fotos, Liederhefte, Sessionsbücher, Eintrittskarten, Zeitungsausschnitte etc. belegen eine bewegte Bensberger Karnevalsgeschichte. Karnevalsuniformen, von Schaufensterpuppen zur Schau gestellt, zeigen Original-Kleidung vergangener Zeiten. Desweiteren zeigt das Archiv Narrenkappen, wie Elferrats-, Komitee-, und Präsidentenmützen (die ältesten stammen aus dem Jahre 1904) Ferner Pokale, Präsidentenorden-, ketten-, zepter-, Mitglieder und Protokollbücher. Neben Tischfahnen, Gästebücher, zeigt das Archiv eine reichhaltige Sammlung alter und neuer Karnevalsorden, (der älteste Orden ist der 1. Kölner Faschingsorden von 1838) Diese Aufzählung kann noch beliebig erweitert werden. Aufgrund seiner Verdienste um die Brauchtumspflege ernannte das Festkomitee Bensberger Karneval e.V. dass oberste Gremium aller Bensberger Karnvals-gesellschaften Herrn Willi Fritzen, im Jahre 2005 zum:
"Offiziellen Brauchtumsvater der Stadt Bensberg"
Das Archiv hat keine geregelte Öffnungszeiten. Interessenten für eine Führung durch die Bestände des Museum werden um eine telefonische Absprache unter der Rufnummer: 02204 / 71177 gebeten.
Till Eulenspiegel hält den Narren den Spiegel vor. Emblem des Karnevalsmuseums.
Museum für die Jecken
Bensberger Karnevalsgeschichte ist im Engelbertturm dokumentiert.
Bericht im Kölner Stadtanzeiger 9. Februar 1995 von Katrin Voss
Den strengen Preußen war rheinischer Frohsinn ein Dorn im Auge. Karnevalsfeiern, so wollte es ein Erlaß des Landrats von Köln- Mülheim, genehmigte die Reichsregierung nur am Rosenmontag und -dienstag. Findige Narren ersannen Auswege. Zu Kaisers Geburtstag am 23. Januar 1910 tanzten Bensbergs Karnevalisten beim Maskenball in Moitzfeld. Nach dem offiziellen Teil mit schmissigen Lobeshymnen auf "ihre Majestät" gingen die Jecken kurzerhand zum Schunkelfest über, der Eintritt kostete 30 Pfennig. Die Bekanntmachung zum Maskenball im "Bensberg-Gladbacher Anzeiger"hängt zwischen Fotos und Zeitungsausschnitten im Engelbertturm gleich neben dem Ratssaal. Hier, im historischen Gemäuer der ehemaligen Burg Bensberg, verwaltet Heimatforscher Willi Fritzen das "Archiv für Brauchtumspflege" Kaum hatte Kölns Karnevalsgesellschaften sich in den alten Stadttoren niedergelassen, suchte auch die KG "Grosse Bensberger rot-weiss" nach einem Museumsdomizil für die Karnevalsgeschichte der Schloßstadt.Vor fünf Jahren (1990) bezogen die Narren den Turm aus dem 12. Jahrhundert, seitdem sind zwei winzigen Zimmern das Museum. "Mich interessiert die Nachricht hinter dem Bild": Willi Fritzen kennt zu den meisten Fotos seiner Ausstellung das passende Histörchen. Das Gros der Bilder hat der 59jährige selbst zusammengetragen, seit mehr als 25 Jahren kramt der Hobbyarchivar in der Heimatgeschichte. Da ist der erste Karnevalszug im Jahre 1904 oder das Bensberger Original Willi Engels, Büttenredner und Krätzjessänger in den 1930er bis 1970er Jahren. Als Präsident der KG "Narrenzunft" aus Bensberg, legte das Allroundtalent schon mal die Präsidentenkette beiseite und sprang als Redner in die Bütt, wenn im Sitzungsprogramm ein Profi ausfiel.
Schwere Zeiten für Bensbergs Karneval nach den beiden Weltkriegen. Fritzen deutete auf die nächste Fotoserie. Erst 1928 rollte in Bensberg wieder der erste Karnevalszug. Weil alliierte Besatzer die Industrieanlagen im Rheinland demontierten, hatte die Reichsregierung dem närrischen Treiben vorerst einen Riegel vorgeschoben. Parteigänger der Nationalsozialisten wollten den Karneval nach Hitlers Machtergreifung für ihre Zwecke nutzen.Markige Lieder tönten durch die Sitzungssäle. "Es gab nicht wenige Vereine, die sich Parteileute bewußt in die Vorstände holten", weiß Fritzen. (Fortsetzung des Textes siehe weiter unten)
Die Geschichte des Bensberger Karnevals wird hier bildlich dargestellt.
Kriese nach den Wirtschaftswunderjahren: Die alten Sitzungssäle schlossen ihre Pforten. Im Rheinischen Hof eröffnete ein Kinotheater, den Kölner Hof bezogen die belgische Besatzungstruppen. Ohne die Eintrittsgelder der Sitzungen blieb das Geld für den jährlichen Karnevalszug aus. "Es begann das große Sterben der damaligen Karnevalsgesellschaften", erinnert sich Fritzen. Die Bensberger KG Narrenzunft ließ 1963 erstmals die Narrenkappe im Schrank, KG Hinterpommern und KG Grün - Gold Bensberg zogen nach. (Fortsetzung des Texte siehe weiter unten)
Teilansicht von zum Teil sehr alter Karnevalsorden aber auch Orden aus der Neuzeit sind im Museum zu bewundern.
Fortsetzung: von siehe oben. Bensbergs katholische Jugend organisierte fortan auf eigene Faust Kindersitzungen und Kostümbälle. (Fritzen war selber Jugendleiter der katholischen Jugend) Thekenmannschaften marschierten Ende der 60er Jahren auf "Kappenfahrten durch die Schloßstadt: Karneval alternativ. Im Fritzens Wohnzimmer gründeten sich 1968 zum Teil aus Ehemaligen der katholischen Jugend und weiteren jungen Menschen wieder eine Karnevalsgesellschaft, anfangs noch "Junge Bensberger" genannt, die später in KG "Grosse Bensberger" umbenannt wurde. Inzwischen teilen sich wieder 5 Gesellschaften das närrische Bensberger Terrain. Vor 25 Jahre (1971 ) trat das erste Kinderprinzenpaar auf. "Es hat sich alles modernisiert", meint Fritzen, lange erster Vorsitzender der "Grossen Bensberger". Zum Beispiel die Karnevalsorden: Zahlreiche Orden aus unterschiedlichen Zeitepochen stellt das Museum aus. Till Eulenspiegel, Vater aller Narren, ziert die ältesten Exponate. Mancher Orden aus den Anfängen des rheinisch - bergischen Karnevals ist noch schlicht aus Blech oder einem Stück Metall von Hand gesägt oder gestanzt, oder / und handgefeilt. Der älteste Orden gehört zu den Archiv Schätzchen; 1838 ließ das "Festordnende Komitee in Köln" die erste Medaille prägen: "Weisheit im Narrenkleid bringt uns die gold`ne Zeit".
Fritzen zeigt die ersten Narrenkappen früherer Bensberger Gesellschaften. "Da hing noch der Schweiß der damaligen Karnevalisten dran". Aus neuerer Zeit stammen Video - und Tonaufnahmen von Veranstaltungen. Auch die wohl älteste Präsidentenkette aus Rheinberg gehört zum Fundus; 1927 schmückte sie erstmals den Präsidenten der Bensberger Narrenzunft. Kurios das Narrenzepter der Zunftnarren in einer Glasvitrine: Bis 1963 war der geschnitzte Holzstab das Narrenzepter der Bensberger Narrenzunft. Seine Herkunft stammt aus dem polynesischen Urwald, und war der Regentenstab eines Häuptlings. Wie die Requisite nach Bensberg kam muß noch geklärt werden.
(Der vorgenannte Text wurde an einigen Stellen leicht abgeändert)
Hinweis: Über den ersten Kölner Fastnachtsorden aus dem Jahre 1838 lesen Sie verehrter Leser weiter unterhalb.
Über den Regentenstab aus dem polynesischen Urwald erfahren Sie ebenfalls mehr weiter unten unter der Überschrift: "Jeckes Herrschaftszeichen aus der Südsee.<
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Elferratsorden der Bensberger KG Narrenzuft. Der historische Orden zeigt einen Kappenträger und einer Eule. Beide spielen auf Till Eulenspiegel an, den legendären Vater aller Narren.
Kölner Stadtanzeiger vom 29. Januar 2008 von Stefan Kunze
Rarität im Bensberger Karnevalsmuseum erinnert an Verein, der Geschichte ist.
Der Orden des Elferrates musste früher bei der Bensberger KG Narrenzunft jedes Ratsmitglied stets bei sich tragen - andernfalls war schnell eine Runde Bier als Strafe fällig.
Seit 1990 bzw. 1993 sind im Bensberger Karnevalsmuseum und Archiv für Brauchtumspflege im historischen Engelbertturm der alten Burg Bensberg, die mehr als 125 jährige Bensberger Karnevalstradition zu sehen. Ein ganz besonderes Stück ist hier der Orden der früheren Bensberger KG Narrenzunft von 1927. Der Orden zeigt typische Symbole der Narren, in Anlehnung an Till Eulenspiegel, und die Eule. Jedes Mitglied des Elferrates musste den Orden während offizieller Karnevalstermine bei sich tragen. "Hatte er ihn nicht dabei, musste er Strafe zahlen. Das war entweder eine Runde Bier für alle oder eine ungeliebte Aufgabe" erzählt Brauchtumsforscher und Archivar Willi Fritzen. Der Orden des Präsidenten war zusätzlich auf einer Metallplatte aufgebracht. Orden waren früher keine Massenware. Im Museum sind Orden zu bewundern die vielfach von Mitgliedern handgemacht wurden. "Solche Orden hüte ich wie mein Augapfel".sagt Fritzen. Auch der historische Tillorden der Narrenzunft wird im Museum sicher aufbewahrt, die ihn stiftende KG gab es in Bensberg nur bis 1963. In ihrem Vereinsemblem befand sich der "tänzelnde Till". Im heutigen Logo des Brauchtumsarchivs es deswegen ebenfalls der Narr wiederzufinden. Nach der lautlosen Auflösung der KG so um 1963 begann in Bensberg für einige Jahre eine karnevalslose Zeit. Erst 1967 und 1968 gab es wieder Ümzüge - zunächst Protestzüge der Bensberger Jugend. 1969 war der Zug schon wieder deutlich größer. 1968 war aus ehemaligen Mitglieder der katholischen Jugend um Willi Fritzen und anderen Bensberger Jugendlichen die "Grosse Bensberger Karnevalsgesellschaft rot - weiss von 1968" entstanden, die in der Tradition der Bensberger KG Narrenzunft steht - sie ist nicht mit der heutigen Bergisch Gladbacher KG Narrenzunft indentisch. Im Karnevalsmuseum befinden sich zahlreiche weitere Schätzchen. So gibt es dort eine Präsidenten- und eine Elferratsmütze von 1904, einen hölzernen Häuptlingsstab von der Insel Samoa aus dem indischen Ozean, einen gutbebilderten Rundgang durch die Geschichte des Bensberger Karnevals und viele weitere Exponate. Wenn Besucher das Museum besichtigen wollen erfahren sie auf Anfrage bei m Archivar Willi Fritzen Tel. 02204 / 71177.
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Brauchtum: Willi Fritzen stieß bei Recherchen auf Liederbuch einer karnevalistischen Gesellschaft von 1973
Bericht im Kölner Stadtanzeiger vom 16. Februar 2010 von Kerstin Hedrich
Die Wiege des Bergischen Karnevals steht in Bensberg. Davon ist Brauchtumsforscher Willi Fritzen felsenfest überzeugt. Das Bensberger Urgestein stieß bei seinen Recherchen auf eine Gesellschaft namens "Verein", die bereits 1873 in Bensberg gegründet wurde. Die Gesellschaft wurde im ehemaligen Restaurant "Schöne Aussicht" aus der Taufe gehoben. Die Gaststätte lag unmittelbar neben dem früheren Bensberger Amtsgericht an der Gladbacher Straße. Für viele Bedienstete, Angestellte, Richter und Beamte war die "Schöne Aussicht" ein beliebter Treffpunkt. Aber auch das Offizierscorps derKadettenanstalt, die sich damals im Bensberger Schloss befand, kehrte hier gerne ein. Mit einer Anzeige aus dem "Bensberg- Gladbacher - Anzeiger" vom 14. November 1873 wurde die Gründung der Gesellschaft "Verein" bekannt gegeben. Zum Vorstand gehörten fünf Personen, zum Präsidenten der neuen Gesellschaft wurde der Zeitungsverleger Haake gewählt. Bereits am 1. Januar des folgenden Jahres gab es eine so genannte "Kaffee- Visite" und am 8. Februar 1874 fand erstmals ein "humoristisches, karnevalistisches Divertissementchen" statt. "Bei diesen Veranstaltungen wurden gern Lieder in bergischer Mundart vorgetragen und gemeinsam gesungen" erklärt Fritzen. In einem privaten Haushalt wie auch im Stadtarchiv hat Fritzen ein Liederbuch der Gesellschaft entdeckt. Sowohl Präsident Haake als auch andere Mitglieder dieser Gesellschaft nahmen in ihren selbstgefassten Texten zum Leben der damaligen Zeit von Bensberg Stellung. Das Lied uns Iserbahn" erinnert an die Eisenbahnverbindung Köln-Bensberg, die im Oktober 1870 eröffnet wurde. Dank der Verbindung brauchten nun die Bensberger und vorallem die bergischen Bauern nicht mehr mit Kiepe und Karren zu Fuß nach Köln zu laufen, sondern konnten für ein paar Groschen mit der Bahn fahren. Der Text entstammt der Feder von Josef Kleinenbroich. Andere Lieder heißen "De Schloßohr" (Schloßuhr) oder "De neue Latäne" Nach bekannten Melodien sagen die Bensberger Karnevalisten zusammen mit den Gästen dann auf den karnevalistischen Veranstaltungen diese "Bensberger Hits" "Diese erste Bensberger Gesellschaft bot bei seinen Divertissementchen nicht nur Lieder. Auch Reden, Vorträge und sogar Schauspiele gehörten mit zum Programm" sagt Fritzen. Im Laufe der Jahre wurden noch weitere Gesellschaften gegründet. Eine davon war die "Kleine Bensberger Karnevalsgesellschaft" die zu ihren Veranstaltungen ebenfalls eigene Liederhefte und Karnevalszeitungen herausbrachte, von denen Fritzen sogar einige Exemplare retten konnte. Der Bensberger Brauchtumsforscher hat im Laufe seiner jahrzehntelangen Arbeit zum Thema Karneval soviel Material zusammengetragen, das er 1992/93 das Angebot der KG Grosse Bensberger annahm um im Engelbertturm des Rathauses Bensberg mit seiner Sammlung ein Karnevalsmuseum einzurichten. Hier sind die Ergebnisse seiner Forschungsarbeit wie auch die unzähligen Unterlagen, Orden, Schriften und Fotos seiner Bergischen Heimat für die breite Öffentlichkeit zugänglich.
(Der vorgenannte Text wurde zum besseren Verständnis an einigen Stellen in Absprache mit der Redakteurin leicht abgeändert.)
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Archivar Willi Fritzen zeigt das hölzerne Zepter aus der Südsee.
Bericht im Kölner Stadtanzeiger vom 21. Februar 2011 von Kerstin Hedrich
Ein hölzernes Zepter kam vor rund 100 Jahren nach Bensberg
"Ein Zepter ist ein Teil der Krönungsinsignien. Es ist das Symbol des Herrschers eines Reiches und wurde ursprünglich von Kaisern und Königen getragen." Diese und ähnlich lautende Erklärung findet der Leser wenn er in einer Enzyklopädie den Begriff nachschlägt. Doch nicht nur weltliche Herscher tragen das Zepter bei zeremoniellen Anlässen. Bei närrischen Regenten symbolisiert es die karnevalistische Macht über die jecken Untertanen. Und auch hier hat es seine Geschichte. Die Prinzen im Bergischen Land etwa bevorzugen in der Regel einen goldenen Metallstab, der mit glänzenden Steinen besetzt ist. Im Bensberger Karnevalsmuseum kann Archivar Willi Fritzen ein ganz besonderes Exemplar präsentieren. Es ist ein hölzernes Zepter, das vor knapp 100 Jahren aus der Südsee nach Bensberg kam. "Ursprünglich hat es einem Häuptling der Insel Samoa gehört", weiß Fritzen zu berichten. "Es ist auf irgendeine Weise hierher gekommen und wurde von der Bensberger KG Narrenzunft als Präsidentenstab genutzt". Das etwa 50 Zentimeter lange Zepter ist aus Holz geschnitzt und farbig bemalt. Der Griff ist gelblichweiß, grüne Streifen unterbrechen die Schnitzereien, die mit ihren Zacken und Spitzen an die Zähne eines Raubtiers erinnern. Die Vermutung liegt nahe, dass das geschnitzte Zepter von einem deutschen Auswanderer mitgebracht wurde, da West - Samoa von 1900 bis 1914 unter deutscher Kolonialverwaltung stand. Dem Präsidenten der Bensberger Narrenzunft diente es gut 30 Jahren lang als närrisches Herschaftszeichen, bevor das weitgereiste Exemplar in die Vitrine des Karnevalsmuseum kam. Die Bensberger Gesellschaft löste sich 1962/63 auf. Neben dem Präsidentenstab ist eine Präsidentenmütze der Gesellschaft in der klassischen Form eines Schiffchens ausgestellt. Im Bensberger Karnevalsmuseum können sich die Besuchereinen Überblick über das karnevalistische Brauchtum verschaffen. Mehr als 40 Jahre hat Brauchtumsforscher Willi Fritzen Dokumente, Fotos, Liederhefte, Orden und vieles mehr gesammelt und archiviert. Seit 1993 ist das Museum in den Turmstuben des Engelbertturms der alten Burg Bensberg. Seither haben Abordnungen vieler Vereine und Gesellschaften, Schulklassen und ungezählte Besucher die Exponate bewundert und sich die Geschichte des Karnevals erzählen lassen.
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1. Kölner Faschingsorden von 1838.
Bensberger Museum zeigt Karnevalsorden von 1838
Bericht im Kölner Stadtanzeiger von 15. Januar 2008 von Stefan Kunze
Das Bild auf dem Orden erinnert an ein närrisches Fest im antiken Rom.
Jeder Karnevalist, der dem Brauchtum schon etwas länger verbunden ist, hat nach wenigen Jahren eine stattliche Sammlung von Karnevalsorden. Zu jedem Anlass werden neue Exemplare geprägt. Einige bekommt jedes Mitglied, andere werden nur an einen handverlesenen Kreis ausgegeben. Im Archiv für Brauchtumspflege bewahrt Archivar Willi Fritzen einige besonders begehrte und alte Exponate auf. Das Museum in Trägerschaft der KG Grosse Bensberger befindet sich im historischen Engelbertturm im Bensberger Rathaus. Besonders ans Herz gewachsen ist Willi Fritzen der 1. Kölner Faschingsorden von 1838. Er stammt aus einer Zeit, als das "festordnende Komitee des Kölner Karnevals" nach einer Möglichkeit suchte, verdiente Mitglieder auszuzeichnen. Den Prinz Karneval gab es damals noch nicht - der Held Karneval war die verehrte Person. Auf der Vorderseite des Ordens ist der Vortänzer des Kölner Karneval zu sehen.Von den Schultern trägt er die römische Gottheit Saturn. Ihr zu Ehren wurden im antiken Rom die Vorläufer des heutigen Karnevals gefeiert. Während dieser Festtage wurden Standesunterschiede aufgehoben oder sogar umgekehrt. Die Herren bedienten die Sklaven. Ergänzt wird das Bild von der Umschrift:
An den besonderen Orden von 1838 gelangte Willi Fritzen auf Umwegen und stellt ihn vorerst als Leihgabe dem Museum zur Verfügung.
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Im Karnevalsmuseum türmen sich die Exponate bis unter die Decke.
Hier erläutert der Archivar den Werdegang seiner Gesellschaft durch die Jahrzehnte.
Eine alte Truhe im Karnevalsmuseum vollgepackt mit Bensberger Karnevalshistorie.